Es hält nicht mehr – neues Denken, neue Haltung

In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Und welche Art Gespräche braucht der soziale Wandel?
Die spanische Bewegung 15M (seit dem 15. Mai) und auch die Protestcamper in Israel (seit dem 14. Juli) verbindet einiges: Viele Menschen gehen offen aufeinander zu, nehmen sich Zeit, dem Anderen zuzuhören und ihn wahrzunehmen – und schaffen dadurch etwas Neues.
In einem Gespräch, angeregt durch den „spanischen Geist“, reden Susanne Wiest und Enno Schmidt, die sich selbst für die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens einsetzen, mit Ulrich Riebe über Empörung und Engagement, Nicht-Wissen, direkte Demokratie und die Frage „Was ist der nächste Schritt?“

Hier die erwähnten Bücher von Stephane Hessel: Empört Euch! | Engagiert Euch!

… und einige Zitate aus dem Interview:

„Empören interessiert mich nicht großartig. Ich kann es verstehen, ich finde es auch o.k., wenn sich dieses Gefühl äußert. Aber für mich ist das Engagement das Mittel, was mich wieder aus der Empörung befreit und wieder in ein Tun bringt […] und durch mein Tun verändert sich auch was.“ (Susanne Wiest)

„Und du siehst, dass es überall nicht mehr funktioniert. […] Es wird auch nicht so sein, dass irgendwelche Finanzkrisen zu Ende sind. Es geht jetzt richtig los. Und es brechen jetzt überall diese alten Strukturen – sie halten sich nicht mehr. Und das ist quasi neu. Und ich bin sicher in Deutschland wird das auch so werden.“ (Enno Schmidt)

„Ein Verlassen meiner eigenen Grenze, um jemanden zu überzeugen – das möchte ich nicht tun. Ich möchte meinen Raum respektieren – und den des anderen. Und das empfinde ich als eine neue Qualität, weil oft wird erwartet, ich möge doch die anderen überzeugen. Sonst würde es doch nicht vorangehen. Wie es mit dieser neuen Art […] weiter geht – ich weiß es nicht.“ (Susanne Wiest)

„Es hat gerade damit zu tun, den anderen in seiner Meinung stehen zu lassen und ihn zu verstehen in Seinem, und darin zusammen zu wirken und gemeinsame Ziele zu finden in ganz unterschiedlichen Wegen – und eben nicht vereinfacht. Es ist unlebendig, es ist unmenschlich, die eine Meinung.“ (Enno Schmidt)

„Das ist ja die Form der direkten Demokratie. Wenn Du weißt, der andere kann auch was sagen und ist ernst zu nehmen, weil das hat Folgen, dann trainierst du deine Aufmerksamkeit für den anderen. […] Mit dem, dass Menschen mehr tun können, kriegt natürlich auch das miteinander Sprechen ein anderes Gewicht – und das stärkt das Denken, und das stärkt die Aufmerksamkeit, und das stärkt auch die Auseinandersetzung, wie ist der andere, und das stärkt das Menschliche…“ (Enno Schmidt)

Ulrich Riebe & Tom Stelling

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7 Antworten auf Es hält nicht mehr – neues Denken, neue Haltung

  1. Wahrheitssuchender sagt:

    Totale Demokratie!!

    Jeder bekommt ein Mitspracherecht. Alle treffen sich zu je 100 Menschen, braten und wählen einen aus, der die Lösung vertritt. Diese Vertreter treffen sich mit anderen wieder zu 100, beraten und wählen einen aus. nach 4 Durchläufen sind 100mill Menschen an der Entscheidungsfindung beteiligt.

  2. mirco sagt:

    Schönes Interview.

    Tolle Arbeit!
    Vielen Dank dafür.

    Lg
    mirco

  3. bgetube sagt:

    Sehr gute Anregung!

    Ich mache auch immer die Erfahrung, dass es sehr anstrengend ist, wenn man im Gespräch dazu gedrängt wird, mit der Logik zu argumentieren, die durch das Neue gerade ersetzt werden soll.

    Diejenigen, die das Glück hatten und in der Kindheit zum freien Denken ermutigt wurden, haben überhaupt kein Problem etwas Neues auch wirklich als etwas Neues zu erkennen.

    Meine Hoffnung ist aber auch, dass wir mit dem Internet eine neue Art der Vernetzung haben und wir damit beginnen unsere Gedanken besser zu synchronisieren.

  4. Thomas Folke sagt:

    Immer wieder ins „echte“ Gespräch kommen, uns gegenseitig dabei helfen und wahrnehmen… wir kommen Stück für Stück weiter! Danke Uli!

  5. ernte23 sagt:

    Ein Punkt ist mir aufgefallen, bei dem ich anderer Meinung: M. E. war HartzIV in seiner Wirkung auch so gewollt, um einen Niedriglohnsektor in Deutschland zu etablieren. Das Motto der Zeit war und ist doch „jegliche Arbeit ist besser als keine Arbeit“.

    Das BGE wäre eine tolle Sache in der revolutionären Form, wie es die Interviewten vertreten, doch wäre ein Bürgergeld wie es manch CDUler vertritt für viele Betroffene materiell eine Verschlechterung ggü. HartzIV. In der Hinsicht sollten die BGE-Befürworter äußerst wachsam sein, weil die Konservativen (=beinahe alle Parteien in der BRD) bestimmt keine Verbesserung für die Unterschicht haben wollen!

  6. Pingback: Occupy weltweit 2011 | Echte Demokratie Jetzt!

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