Marktforschung begegnet Occupy

„Offensichtlich existiert in der breiten Bevölkerung der Wunsch nach weitreichenden und dauerhaften Veränderungen.“ – so die These einer Marktforschungsfirma, die auf die Suche nach Occupy ging. Wer sind die Menschen von Occupy, die ihre Zelte aufschlagen und auf die Straße gehen gegen die Banken und für soziale Gerechtigkeit?

Viele Menschen, und sicherlich auch insbesondere die Führungsetagen der Banken, wollen nur zu gern wissen, wer und was „Occupy“ ist, was die Menschen wollen, welche konkreten Forderungen sie haben. Nun hat ein Marktforschungsinstitut Ethnologen losgeschickt, die eingetaucht sind in die Bewegung, sich der „teilnehmenden Beobachtung“ bedienten und verschiedene Gespräche geführt haben. Und die Marktforscher informieren uns auch kurz öffentlich über ihre Arbeit: „Ziel der Studie ist es, Motive, Kritikpunkte und alternative Vorschläge der Bewegung zu erforschen und konkrete Erwartungen an Finanzdienstleister zu ermitteln.“ liest man auf deren Seite unter „Occupy meets Marktforschung“.

Und was haben sie erforscht? Sie haben zuerst einmal Occupy-Aktivisten (die Zeltbewohner), Occupy-Sympathisanten (etablierte Bankkunden) und Occupy-affine Bankangestellte unterschieden und aufgesucht – und dann – wenig überraschend festgestellt: Es gibt eine starke Vielfalt an Motivationen, Lebenslagen und Weltsichten.

Und sie entdecken, wie bei Marktforschern üblich, darin einige wichtige und große Gruppen: „Integrierte Idealisten“ sind wohlsituiert und gut ausgebildet, engagieren sich für soziale Gerechtigkeit und wünschen sich einen nachhaltigen gesellschaftlichen Wertewandel. „Utopisten & Aussteiger“ äußern grundsätzliche Systemkritik, sind aber weniger an realpolitischen Lösungen interessiert als am generellen Diskurs (Utopisten) bzw. an Happenings (Aussteiger).

Und was haben sie damit neues entdeckt, die Marktforscher, was wir noch nicht wussten oder ahnten? Wohl nichts neues – spannend nur, dass ein Marktforschungsunternehmen solche eine These aufstellt (s.o.) und offen, kreativ und unkonventionell die Begegnung sucht und auch öffentlich darüber berichtet.

Und es bleibt einfach die Überraschung, wieviele so unterschiedliche Menschen heutzutage hier (und auch andernorts in der Welt) zusammenfinden, um sich gemeinsam zu „empören“ und zu „engagieren“, und dabei offensichtlich immer mehr ihre verbindenden menschlichen Anliegen in den Mittelpunkt stellen.

Quellen:

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